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Steht die Logistik wirklich Kopf?

Renommierte Fachblätter wie die Deutsche Verkehrszeitung DVZ schlagen Alarm: Die Nachfrage nach Lagerflächen übersteigt das Angebot bei weitem, und die Lage wird sich in den kommenden Jahren noch verschärfen. Gefragt sind schnelle, kreative und unbürokratische Lösungen. Der Logistik-Dienstleister BI-LOG Warenhotel hat das Problem erkannt und seine Kapazitäten kurzfristig erweitert. Geschäftsführer Claus Huttner erläutert die Hintergründe.

Herr Huttner, als Geschäftsführer von BI-LOG Warenhotel kennen Sie die Logistikbranche sehr genau. Gestörte Lieferketten und die problematische Weltlage sorgen dem Vernehmen nach für eine stark steigende Nachfrage nach Lager- und Logistikflächen. Handel und Industrie stünden vor schwierigen Zeiten, heißt es. Teilen Sie diese Einschätzung?

Claus Huttner: Leider ja. Seit der Pandemie hat die weltweite Logistik, bildlich gesprochen, Durchblutungsstörungen. Der weltweite Warenfluss stockt, nichts funktioniert mehr so wie früher. Erst hat der Lockdown die Lieferketten unterbrochen, dann hat die Asymmetrie der Lockdowns rund um den Globus diesen Effekt noch verstärkt: Die extrem harschen Maßnahmen in China standen den Lockerungen in Europa gegenüber – nichts lief mehr rund, auf den ungehinderten Warenfluss war und ist kein Verlass mehr. Aber was nicht unterwegs ist, braucht Lagerflächen. Heute herrscht zusätzlich die Angst, abhängig von China zu sein. Als Konsequenz suchen die europäischen Produktionsbetriebe und Handelshäuser eigene Läger in Europa und vor allem in Deutschland. 

Was tun Sie als Logistik-Anbieter, um die Situation zu entschärfen?

Claus Huttner: Wir bauen Lagerflächen auf. Als im vergangenen Sommer klar war, die Lage spitzt sich immer weiter zu, haben wir analysiert, welche Möglichkeiten wir haben, kurzfristig zu reagieren. Man kann ja nicht einfach auf die Schnelle eine neue Lagerhalle hinstellen. Inzwischen haben wir die Kapazitäten unseres Terminals in Scheßlitz bis in die letzte Ecke hinein nutzbar gemacht. Immerhin konnten wir so Raum für 5.000 neue Palettenplätze schaffen. Die sind ab Mitte März verfügbar – zusätzlich zu unseren bisherigen 28.000 Palettenplätzen.  

Warum überhaupt diese Lagerflächen-Knappheit. Könnte man nicht einfach die Container irgendwo in der Nähe des Hafens stehen lassen?

Claus Huttner: Container haben die Funktion, im weltweiten Kreislauf der Logistik getaktet verfügbar zu sein. Die Idee war ja nie, dass sie Lagerplätze sind, sondern dass sie sich bewegen und Waren transportieren. Stellen Sie sich vor, ein Unternehmen braucht heute seine Ware, die in Containern irgendwo herumsteht. Die Produkte müssen ja professionell distribuiert, möglicherweise veredelt und/oder auf einzelne Kunden verteilt werden. Das  funktioniert nicht auf der grünen Wiese ohne sonstige logistische Infrastruktur.

Aber es gibt doch auch genügend leere Industriebrachen?

Claus Huttner: Auch das wäre nur vordergründig eine Lösung. Die oft seit Jahrzehnten leer stehenden Gebäude genügen fast nie den heutigen Qualitätsansprüchen. Da geht es um Sauberkeit, Sicherheit vor Einbruch und Diebstahl. Und natürlich um die Frage der Verkehrsanbindung. Moderne Logistik, die schnell und effizient Waren versendet und auf einzelne Kunden verteilt, braucht eine leistungsfähige Infrastruktur – und zwar rein physisch, aber auch auf der IT-Seite. Eine leer stehende billige Immobilie ist nicht die Lösung, sondern im Zweifelsfall der deutlich teurere und unflexiblere Weg.

Letztlich steckt darin natürlich auch eine Chance für jedes Unternehmen, das eben nicht nur Lagerflächen, sondern auch eine solche Infrastruktur zu bieten hat. Wie Ihr BI-LOG Warenhotel – oder sehe ich das falsch?

Claus Huttner: Das sehen Sie schon richtig. Auf der anderen Seite: Unser bestehendes Terminal in Scheßlitz hat zwar eine optimale Verkehrsanbindung – wir können problemlos große Mengen handeln und verfügen über große europaweite Transportkapazitäten. Wir waren und sind voll ausgelastet und hatten bislang keine freien Kapazitäten. Aber wenn der Markt danach verlangt, muss man eben unternehmerische Entscheidungen treffen und Geld dafür in die Hand nehmen.

Von welchen Summen reden wir dabei?

Unsere aktuellen Investitionen für die Ausweitung der Lagerkapazitäten liegen im mittleren sechsstelligen Euro-Bereich. Und das nur für die Innenausstattung, also Technik, Regale, Sprinkleranlagen und so weiter. Die Gebäudehülle wäre in der heutigen Zeit kaum so schnell genehmigungsfähig und baulich umzusetzen gewesen, von den Lieferproblemen und den Preisen der heutigen Bauindustrie ganz zu schweigen.

Können Ihre Kunden, die Ihre zusätzlichen Lagerkapazitäten nutzen wollen, auch auf Ihre sonstigen Logistik-Dienstleistungen zugreifen?

Claus Huttner: Selbstverständlich, Lagern allein ist ja wie gesagt nicht die Lösung. Die Anbindung an nationale und internationale Transportsysteme im Bereich Paket-Stückgut und Ladungsverkehr ist ja unser Alltag. Hinzu kommt, dass wir auf Wunsch Lebensmittel zertifiziert ein- und auslagern können, dass wir eine moderne Einbruchmeldeanlage, Sprinkler und qualifiziertes Personal für technische und logistische Dienstleistung haben. Der Kunde, der zwischenlagern will, kann unsere Transportnetze und Serviceleistungen völlig unproblematisch – quasi innerhalb von Minuten – nutzen und mit hoher Qualität zu seinen Kunden kommen.

Aber das ist doch wirtschaftlich nicht vergleichbar mit der leer stehenden Industriehalle?

Claus Huttner: Die Industriehalle ist nur auf den ersten Blick billiger, weil der logistische Gesamtprozess im Endeffekt teurer wird und man zeitlich sehr unflexibel ist. Oft wissen die einlagernden Unternehmen nicht, wann ihre Ware überhaupt abfließt – und wenn dann die Nachfrage da ist, muss es immer schnell gehen. Da haben wir als moderne Logistiker mit eingespielten Abläufen und hohen Kapazitäten klar die Nase vorn.

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